Fahrten auf der Warnow 2022

BÜTZOWER ZEITUNG                                                                                        SEITE 7 | SAMSTAG 25. JUNI 2022

Es läuft rund für den Warnowlöper

Einheimische und Touristen von E-Boot zwischen Schwaan und Bützow begeistert

Christian Jäger

Die Sonne scheint, es ist ruhig und windstill. Auf der spiegelglatten Warnow ist nicht zu erkennen, was Reflexion und was Realität ist. Vö­gel zwitschern. Wer Glück hat, sieht sogar einen Eisvogel. Flora und Fauna in ihrer puren Unberührtheit. All das ist zu erleben, wenn man mit dem Warnowlöper von Schwaan nach Bützow oder umgekehrt fährt. Der Trimaran steckt mitten in seiner achten Saison und erfreut nach wie vor viele Menschen. Renee Recke ist der geschäftsführende Gesellschafter der Firma War­nowtourismus, die das elektrobetriebene Boot betreibt. Und er ist nach wie vor überzeugt davon, dass es völlig richtig war, das Boot 2015 in Betrieb genommen zu haben. „Die Idee, die Schifffahrt hier wiederzu­beleben, war hervorragend“, sagt der Schwaaner. Neben Touristen danken es vor allem Einheimische mit regelmäßigen Besuchen. Eigentlich müsse man aber dreimal im Jahr mit dem Warnowlöper fah­ren, sagte Klaus Dümpelmann kürzlich bei der NDR-Nordtour. Im Frühjahr, wenn die Natur aufwacht. Im Sommer, wenn alles blüht und vor allem die weiße Seerose besonders schön ist. Und im Herbst, wenn alles wieder eingeht. „Dann hat man drei Landschaften gesehen“, so der Skipper. Er ist einer von insgesamt sechs Skippern, die den Betrieb des Warnowlöpers absichern. Sie alle sind inzwischen Rentner und fuhren früher zur See. Klaus Dümpelmann, Claus Beil, Günter Anlauf, Hartmut Illing, Andreas Fernitz, Karl-Heinz Goergens sind allesamt al­te Seeratten, die viel erlebt haben. Claus Beil beispielsweise berichtete einst davon, 1972 auf der MS Halberstadt vor Vietnam mal unter Be­schuss geraten zu sein. „Ich dachte, es geht zu Ende.“ Oder dass bei Fahrten außerhalb der DDR vom Regime auch mal die Kinder quasi als Pfand genommen wurden, sodass Papa auch ganz sicher zurückkommt. Zeit zum Reden gibt es an Bord des Warnowlöpers genug. Denn die normale Fahrt von Schwaan nach Bützow oder anschließend umge­kehrt dauert drei Stunden. Vielen ist das allerdings zu lang. Deswegen werden inzwischen auch immer wieder Kurzfahrten bis Kassow oder Werle angeboten. Die Hälfte der rund 2000 Besucher jährlich nutze dieses Angebot inzwischen, so Renee Recke. Ganz am Anfang der Warnowlöper-Ära wurde noch versucht, die Fahrt nach Bützow auf zwei Stunden zu reduzieren. Heißt: mehr Tempo. Da­bei wurde allerdings der Motor völlig überbeansprucht. Elektro­Ingenieur Claus Beil forderte einen schonenden Umgang mit der Tech­nik. Seither dauert die Tour drei Stunden. „Das ist für das gesamte Sys­tem das Optimum“, weiß Renee Recke. Während der Touren können Gäste einen besonderen Blick auf diese Natur werfen. Dazu haben die Skipper allerhand Wissen parat. Das haben sie über die Jahre aufge­baut, mitunter auch durch Geschichten der Gäste. Fürst Niklot und BurgWerle sind dabei nur zwei Stichworte. Viele Passagiere erinnern sich noch an Werke in der Nähe, alte Badestellen oder sonstiges. „Da­durch ist ein unheimlicher Fundus entstanden“, so Renee Recke. Zur Wahrheit gehört aber auch: Für Kinder sollten Eltern oder Großeltern ruhig ein Spiel mitnehmen. Die Erfahrung der Crew zeigt, dass das Funkeln in den Augen bei vielen nach einer Weile dann doch eher der Langeweile weicht. Aufgrund von Sondergenehmigungen darf der Warnowlöper ein paar Mal im Jahr von Schwaan aus auch weiter flussabwärts in Richtung Rostock losmachen und bis Papendorf schippern. Anders als in Bützow gibt es in Papendorf allerdings nicht wirklich etwas zu sehen. Zudem gibt es weitere Kurzfahrten bis Benitz und Zeez. Bei Benitz liegt der Hucksdorfer Graben, wo früher die Bezirksgrenze zwischen Schwerin und Rostock verlief. Auch der tote Arm nach Zeez habe seinen Reiz, so Renee Recke. Denn in Zeez stehen viele Ferien-und Wochenendhäuser, die man dank des Trimarans so auch mal von der Wasserseite aus sehen kann. „Der Antrag auf Sonderfahrten wurde gestellt, um Leuten zu zeigen, wie schön es auch zur anderen Seite sein kann.“

 

 

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